Kraut und Unkraut – mit Kräuterwanderungen aus der Natur schöpfen

„Die Natur liegt mir am Herzen“, fasst Pia Kanschat ihre große Leidenschaft ganz schlicht zusammen. Die Kräuterpädagogin sitzt auf ihrer Terrasse vor einem blühenden Strauß, den sie gerade am Ilmweg gepflückt hat. Unkraut würden andere die bunte Vielfalt nennen, und auch sie wehrt sich keineswegs gegen diesen Begriff. Dabei kennt sie Namen und Wirkung jeder einzelnen Pflanze, die in Gärten und am Wegesrand wächst.

von Claudia Erdenreich

Die gelernte Bankkauffrau ist in Pfaffenhofen geboren und in der Auenstraße aufgewachsen. „Das war damals noch ein Paradies“, erinnert sie sich an ihre Kindheit und an das „alte“ Pfaffenhofen. Pia Kanschat hat sich, vor allem als ihre Kinder klein waren, sehr intensiv ehrenamtlich betätigt. Sie gründete eine Mutter-Kind-Gruppe, war Kommunionmutter, Lektorin in der Kirche, engagierte sich politisch und beim Bund Naturschutz. Schon damals ging sie mit Kindern gerne ins Freie, in die Natur und noch heute genießt sie das Haus mit Garten in Ilmnähe.

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Pia Kanschat arbeitet heute in München in einer privaten Wirtschaftsschule. Nebenbei absolvierte sie eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin an einer Schule in Bad Heilbrunn, die sie 2010 abschloss. Mit großer Freude lernte sie alles über Aufbau, Bestandteile und Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen. Sie weiß, wie man die vermeintlichen „Unkräuter“ in der Küche verwendet, auch wie sie nützen und heilen können. Sie schloss danach noch eine volksheilkundliche Ausbildung ab und eine weitere zum Naturcoach. „Ich möchte den Menschen einfach die Natur näher bringen.“

Bei ihren Kräuterwanderungen sollen die Teilnehmer Kraft aus der Natur schöpfen, sie erfahren und genießen. Dafür kennt sie besonders schöne Plätze in der näheren Umgebung, sie hat aber auch schon Kräuterführungen im Englischen Garten in München gehalten. Ihre Führungen haben verschiedene Schwerpunkte je nach Jahreszeit, Sonnwendkräuter kommen vor oder der Holunder. Auch ganz praktische Anwendungen folgen, so zeigt sie erste Hilfe aus der Natur gegen Mücken, stellt mit den jeweils rund 15 Teilnehmern Tinkturen her für Küche und Schönheit. Dabei zeigt sie, wie die Unkräuter die Seele erfreuen, mit Schönheit und Duft und wie sie ganz einfach für Wohlbefinden sorgen. „Was bei uns wächst, ist für uns“, betont die Kräuterpädagogin.

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Pia Kanschat sammelt außerdem Fichtenharz zum Räuchern, trocknet Kräuter, stellt Tinkturen und  Auszüge aus den Pflanzen her. Mal entsteht ein herrlicher Beerenessig, eher geeignet zum Naschen als zum Schärfen, mal ein würzig-süßes Schokoladensalz. Sie gibt den Teilnehmern Anleitungen etwa für eine Kräutersuppe, appelliert aber immer an die Eigenverantwortung der Menschen, regt sie an, auf den eigenen Körper zu hören: „Viel hilft nicht immer viel.“ Sie stellt auch einmal eine Creme, Salbe oder Seife her, aber das ist nicht ihr Schwerpunkt.

Klassische Schwitzhüttenzeremonien gehören auch zu ihrem Angebot, das hat sie von Indianern und Eskimos gelernt, außerdem Meditationen in der Natur. Eine Winterpause gibt es dabei nicht wirklich. „Auch unter der Schneedecke wächst etwas“, erklärt sie lachend. Sie genießt es, sich an die Jahreszeiten anzupassen, Advents- und Weihnachtsgestecke passen in die kalte Jahreszeit, ebenso können dann die Produkte aus dem Herbst verarbeitet werden.

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Wenn dann noch Zeit bleibt, strickt sie leidenschaftlich gerne, liest, fährt Rad oder trifft sich mit Freundinnen. Auf die Gartenschau freut sich Pia Kanschat schon ganz besonders, auf die Bereicherung, die diese für Pfaffenhofen bedeuten wird.

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