Der Identitätsfinder: Pedant und Autodidakt aus Leidenschaft Paul Ehrenreich fotografiert am 4. Oktober im Rathaussaal das „Gesicht der Hallertau“ – Zuschauer willkommen

von Lorenz Trapp 

„Bevor es mir nicht selbst gefällt“, sagt Paul Ehrenreich, „bin ich nicht zufrieden!“ Auch wenn man seinem Sternzeichen, der Jungfrau, unglaublichen Ordnungssinn nachsagt, könne es bei ihm durchaus ins Gegenteil umschlagen, doch wenn er fotografiere, werde er tatsächlich zum „Dipfescheißer“, zum Pedanten auf dem Weg zur Perfektion. Da passe es gut, dass er auch Autodidakt sei, und der Fotograf, der kürzlich mit seiner Ausstellung „Türen, Tore, Pforten“ für Aufsehen gesorgt hat, erklärt es mit einem Beispiel aus der Musik: „Wer lernt, weiß, welche Töne zum F-Dur-Akkord gehören, der Autodidakt dagegen probiert aus und entdeckt auch Töne, die nicht dazugehören und dennoch passen!“

Fotograf ist Paul Ehrenreich nun seit 20 Jahren, und auch nach dieser langen Zeit der Erfahrung hat er das Gefühl, er werde immer besser – und zwar in dem positiven Sinne, dass er den Punkt, an dem man feststellt, man lerne nichts mehr, noch nicht erreicht hat. Dabei hatte alles ganz anders angefangen. Nach dem Studium mit Journalismus, Germanistik und Politik arbeitete der gebürtige Niederbayer als Redakteur bei verschiedenen Fachzeitschriften. Der Job brachte es mit sich, dass er mit Fotografen mitgereist ist und eines Tages nicht nur gedacht hat: „Das kann ich auch“, sondern: „Das kann ich besser!“ Eigentlich „völlig absurd“ beschreibt er diese Idee heute: „Ich hatte keinen Fotokurs, ich hatte nicht mal eine Kamera!“ Doch ein befreundeter Fotograf erklärte ihm die „Basics“ und empfahl ihm eine Kamera für den Anfang. Sein erster Film, den er selbst fotografierte und belichtete, war eine Geschichte über „Verstehen Sie Spaß?“ – und wurde angenommen und gedruckt. Damit war das Eis gebrochen, die Fotografie fing an, ihn brennend zu interessieren, und er las Dutzende von fachliterarischen Büchern.

ehrenreich

Männerfreundschaft: Herr Paul Ehrenreich und Herr Semmel Szmiczaczhik

Paul Ehrenreich zieht ein philosophisches Fazit: „Mit dem Fotografieren ist es wie mit den Frauen“. Am Anfang glaube man, man kommt ganz schnell zu einem Ergebnis, doch je weiter sich die Beziehung entwickle, desto komplexer wird die Angelegenheit! Apropos Frauen: Paul Ehrenreich ist Single. Die Frauen, sagt er, laufen ihm immer davon – „laut schreiend“, die Fotografie bleibt.

Mit einem Kollegen eröffnete er in München ein Studio – und arbeitete doppelt: tagsüber saß er in der Redaktion, nachts arbeitete er im Studio. Doch der Erfolg kam, und Paul Ehrenreich lebte nur noch für die Fotografie. Viele Aufträge aus dem Bereich „Produktfotografie“ legten den Grundstock für die Karriere. In der Industrie- und Werbefotografie arbeitete er immer mehr auch mit Profi-Models, und als sich auch die Fotografie digitalisierte, zog es Paul Ehrenreich samt Studio aufs Land – nach Pfaffenhofen.

Momentan ist er auf der Suche nach einem neuen Studio. Ein Studio, beschreibt er lakonisch, ist eine Werkstatt, eine Halle, in der aufgebaut wird, was man für den jeweiligen Job gerade braucht – „mit Klo“, fügt er lachend hinzu, und das Lachen vergeht ihm auch nicht, wenn er von seinem Kater, Herrn Semmel Szmiczaczhik, erzählt. „Wir pflegen eine klassische Männerfreundschaft, trinken abends Bier und schauen Formel 1“, und ihre philosophischen Gespräche gipfeln in der Erkenntnis, dass Größe keine Rolle spiele, ein Thema, bei dem der schwanzlose, nach einem Unfall kupierte Kater locker mithalten kann.

Doch zurück zum fotografischen Ernst: In Zusammenarbeit mit der Hallertauer Volksbank wird Paul Ehrenreich am Sonntag, dem 4. Oktober, im Rathaussaal das Shooting zum „Gesicht der Hallertau“ durchführen: Identitätsfindung in einem Antlitz. 400 Teilnehmer im Alter zwischen 15 und 23 Jahren hatten sich beworben, und drei sind von einer Jury, in der auch Paul Ehrenreich saß, ausgewählt worden für das Shooting.

Professionell mit Visagistin und Hairstylistin wird es zugehen, die Fotos werden auf v-i-p-club.de veröffentlicht, und dort kann dann über das „Gesicht der Hallertau“ abgestimmt werden. Der oder die Siegerin erhält ein Model-Book sowie eine Sed-Card und kann sich damit bei Agenturen bewerben. Das Shooting, betont Paul Ehrenreich, ist übrigens öffentlich, und er freut sich schon darauf, dass am 4. Oktober viele Besucher im Rathaussaal über die Schulter des Fotografen schauen.