Architektur und guter Geschmack Das FORUM BAUKULTUR wählt einen neuen Vorstand – und der alte kocht!

von Lorenz Trapp

Die Jungen in die Pflicht nehmen, den Jungen eine Chance geben – so oder so ähnlich hätte es lauten können, das Motto bei der Vorstandswahl des „Forum Baukultur“. Doch für den Abend der Neuwahlen galt erst einmal: Die Alten kochen – und das nicht nur für die Jungen, sondern für alle Mitglieder des Vereins, die in den ansprechend und liebevoll dekorierten Stockerhof gekommen waren. Und es sollte eine Ära zu Ende gehen um die bisherige Vorsitzende Ursula Burkart, ein Ende allerdings mit Initialzündung.
Das FORUM BAUKULTUR, hervorgegangen aus einer losen Pfaffenhofener Architekten- und Ingenieurgruppierung, hat das satzungsgemäße Anliegen, alle an der Baukultur Interessierten zusammenzuführen, um dazu beizutragen, den Blick für baukulturelle Aufgaben im Landkreis zu schärfen. Hierzu bietet es regelmäßig Gespräche, Podiumsdiskussionen, Informationsveranstaltungen und Ausstellungen an wechselnden Orten des Landkreises, sowie auch Bildungsarbeit an Schulen und in Kindergärten an.

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Selbst überregional bekannt ist der vom Forum ausgelobte „Bauherrenpreis“, der im Zwei-Jahres-Rhythmus an herausragende Bauwerke verliehen wird und auch Kriterien aus den Bereichen Gestaltung und Nachhaltigkeit berücksichtigt. Ein Füllhorn an Informationen präsentierten die Bauherrentage, in denen einem begeisterten Publikum alles Wissenswerte und viel Interessantes mit auf den Weg „Vom Traum zu Haus“ gegeben wurde. Aus den Podiumsdiskussionen ragt „Stadt vor der Wahl“ heraus, eine Veranstaltung, an der vor den Kommunalwahlen 2002 und 2008 alle Bürgermeisterkandidaten zu Themen der Stadtentwicklung Stellung bezogen und die das Forum schlagartig als Institution bekannt gemacht hat. Am Beginn der Ära Burkhart stand übrigens eine Veranstaltung, die sich auf die Suche machte nach dem „Pfiff in PAF“ und im Eisstadion stattfand – eine Location, die sich aktuell selbst als Thema einer pfiffigen Podiumsdiskussion anböte.

Wie dem auch sei: Es wurde gewählt. „Nach elf Jahren“, postulierte Heinz Kindhammer, der mit Ursula Burkart, Georg Gerlsbeck, Bruno Schiller, Gerhard Zach, Hans Gerlsbeck und Rita Obereisenbuchner die Geschicke des Vereins über diesen Zeitraum lenkte, „brauchen wir frischen Wind!“ Frischer Wind kommt in Gestalt des neuen Vorstands, und woher der Wind weht, offenbarte der alte Vorstand mit seiner Idee, dem Übergang mit einem phantastischen Menue zu schmeicheln – denn der alte Vorstand scheidet nicht im Groll.

Ganz im Gegenteil. Als Dankeschön, sowohl für eine erfolgreiche Vergangenheit als auch für eine kreative Zukunft, suchten sich die alten Vorstände einen „Koch-Paten“ respektive einen „Paten-Koch“ unter den Mitgliedern, und dann ging’s ab in die Küche, die Norbert Stocker in seinem Stockerhof galant zur Verfügung stellte. Zwei Tage lang wurde geschnippelt und vorbereitet, Max Schmutterer und Bruno Schiller dekorierten schelmisch „mit Baustahl, Ziegelstein und Tulpe“; zwei Tage, in denen sich Franz Grahammer als heimlicher Küchenchef herauskristallisierte, und Heinz Kindhammer erhielt den Auftrag, Wirsing in Rauten zu schneiden – Blatt für Blatt: „Eine Hommage möglicherweise an die bayerische Fahne“, vermutete er, „und definitiv eine Arbeit, die direkt ins meditative Träumen führt“. Dass sich der Wirsing letztendlich im heißen Topf von der Rautenform völlig unbeeindruckt zeigte, irritierte den Vorstand in der Küche zwar, doch sprach das Ergebnis überzeugend für sich.

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„Die mit den Schürzen sind die Alten!“ Dass Architektur etwas mit Kulinarik zu tun hat, lehrten Heinz Kindhammer, Ursula Burkart, Georg Gerlsbeck, Bruno Schiller, Gerhard Zach, Hans Gerlsbeck und Rita Obereisenbuchner ihren Nachfolgern Sebastian Gerlsbeck, Maximilian Hechinger, Michael Zellner, Christine Ertl-Leopold, Mathias Langenegger, Hans Seitz und Bert Diemer (nicht auf dem Bild) im Vorstand des FORUM BAUKULTUR..

Das Sechs-Gänge-Menue, das die Neuwahlen nicht nur begleitete, sondern vielmehr auf eine köstlich-gesunde Basis stellte, belegte zungenfertig, dass Architektur durchaus eine gewisse Affinität zur Kulinarik aufweist. Unter der Überschrift „Architektur und guter Geschmack“ lieferte der alte Vorstand für die Versammlungsteilnehmer – und natürlich speziell für den neuen Vorstand – einen kulinarischer Geniestreich in sechs Akten, zwischen denen die Wahlen erfolgten: „Winterlicher Salat mit Walnüssen und Forellenfilet; Karottenschaumsüppchen mit Scampi-Spießchen und Safran; Brezenknödelcarpaccio; Limetten-Chili-Sorbet; Gefüllte Spanferkelbrust mit Frühlingsgemüse; Tiramisù auf Mokka­sauce“. Noch Fragen?

Hier die Antwort: Der alte Vorstand verabschiedete sich „in freundschaftlicher Zuneigung in die beratende Funktion“, und Sebastian Gerlsbeck, der den Vorsitz im neuen Vorstand mit Maximilian Hechinger, Michael Zellner, Christine Ertl-Leopold, Mathias Langenegger, Hans Seitz und Bert Diemer übernahm, erklärte, man werde auf der hervorragenden Arbeit der „Alten“ aufbauen und deren erfolgreiche Projekte fortführen. Es gehe weiter darum, das Bewusstsein für Bauhandwerk und Architektur zu fördern, und er sei froh darüber, dass der Forumsvorstand keine reine Architektengruppierung ist, sondern auch einen Handwerker, einen Energieberater und eine Steuerberaterin bietet – was ja für einen Bauherrn nicht unwesentlich ist.

„Natürlich werden wir aktuelle Themen kritisch und kreativ aufgreifen“, versprach Sebastian Gerlsbeck und nannte als Beispiele die bevorstehende Kleine Landesgartenschau 2017 und das laufende Projekt Ecoquartier. Auch das Thema „Gestaltungsbeirat“ als feste Institution, die im Stadtrat bei wichtigen Bauprojekten berät und Empfehlungen ausspricht, soll nun wieder intensiver angegangen werden, auch wenn sich das FORUM BAUKULTUR durch die Arbeit seiner Vorgänger in der Öffentlichkeit bereits als ein kompetenter Partner etabliert hat, der – wie im Fall des Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus neben dem Haus der Begegnung – auch nach seiner Meinung gefragt wird. Und die „Stadt vor der Wahl“ wird es 2014 selbstverständlich wieder geben!

„Wir können uns also“, spricht Ursula Burkart für den alten Vorstand, „beruhigt zurücklehnen“. Sie freut sich, dass der Übergang perfekt geklappt hat, und Heinz Kindhammer fügt hinzu: „Wir sind natürlich weiterhin dabei – auch wenn wir nicht mehr so viel Wind machen!“

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